Auf einer verbeulten Blechtafel steht mit großen Lettern geschrieben: Herzlich Willkommen in der Siedlung Neues Pamplona. Leicht erhöht, ein paar Meter den Sandhügel hinauf, angenagelt auf dem Dach einer provisorischen Hütte, gebaut aus alten gebrauchten Span- und Blechplatten, aus Strohmatten, Zuckerrohr- und Bambusstangen.
Elektrischer Strom wird von den Leitungen des etablierteren Viertels Pamplon Alta gezapft und mit an biblische Kreuze mahnende, archaisch aufgerichteten Holzpfosten den Wüstenberg hinaufgeleitet, bis zu den entlegendsten Behausungen der neuen Ansiedlung. Die Versorgung mit Frischwasser wird über einen Tanklaster organisiert, der das kostbare Gut ab und an liefert.
Die neue Siedlung zieht sich bis zum Monte Rico(Reicher Berg) hinauf - in der Tat ein Stadtviertel der Reichen Limas - als ob Name und Gipfel Ziel allen Sehnens und Hoffens sei, nur verschwommen erkennbar, durch den dunstigen Nebelschleier der GaruaLimas (Winterhochnebel), nur erahnbar, aus der tristen Perspektive ewiger Armut, der es tagtäglich ein wenig zu trotzen gilt.
Seguimos adelante, poco a poco(wir kommen vorwärts, Stück für Stück), sprechen sich die Siedler Nuevo Pamplonas Mut zu, die Hoffnung nicht aufgebend, um für sich selbst und für die eigene Familie ein freies Stück Wüstenhügel am Stadtrand Limas zu besetzen, um besitz- und mittellos sich doch noch eine eigene Existenz neben dem elterlichen Viertel, Pamplona Alta, aufbauen zu können.
Pamplona Alta ist vor 2 Generationen durch ebenso mutige und entbehrungsreiche Landbesetzungen gegründet worden. Viel hat sich getan, seitdem. Die Strohbehausungen sind erdbebensicheren Konstruktionen aus Stahlbetonrahmen und Ziegel gewichen, die Stromversorgung funktioniert einigermaßen und Trink- und Abwasserkanäle wurden unter den teils betonierten teils staubigen Straßen verlegt. Pamplona Alta wurde zu einer selbständigen Gemeinde mit einer geregelten Infrastruktur, mit Kindergärten, Schulen, Gesundheitsstationen, Kirchen, Gemeindezentren, Kunst- und Handwerks-Cooperativen und einem pulsierenden Geschäftsleben.
Viel ist noch tun, noch nicht erreicht, wovon die unzähligen Stahlträger auf den Flachdächern zeugen, senkrecht in den Himmel ragend, das nächste Stockwerk aufzeichnend, welches hoffentlich gebaut wird, wenn wieder etwas Geld übrig ist, für Zement und Ziegel.
Der Blick hinauf in Richtung Monte Rico, die kleinen Strohhütten Nuevo Pamplonas streifend, den waghalsigen Pisten im gefährlich sandigen Boden folgend, mit den letzten steilen Serpentinen die hintersten Hütten im dunstigen Nebel ausmachend, dieser Blick mutet an, wie eine Reise in die Vergangenheit, in die Anfänge der Pueblos Jovenes, der jungen Dörfer, wie die durch Landbesetzung gegründeten Ansiedlungen auch genannt werden.
Die Mitglieder der Frauengruppe Mujeres Creativas leben dort mit ihren Familien. Die Bilder entstanden in den Jahren 2000 bis 2002. Sie sind ihnen gewidmet.